Klingendes Treffen der Egerländer in Marktredwitz
Nach einem klangvollen Auftakt durch die Egerländer Blasmusik Waldkraiburg begrüßte der Bundesvüa(r)staiha Volker Jobst die zahlreichen Besucherinnen und Besucher der Bundeskulturtagung im Egerland-Kulturhaus. Unter den Gästen konnte auch der Oberbürgermeister der Stadt Marktredwitz, Herr Oliver Weigel, willkommen geheißen werden. Das Grußwort des Oberbürgermeisters zeigte die große Verbundenheit der Stadt zu den Egerländern.
In diesem Jahr wurde im Rahmen der Kulturtagung der „Johannes von Tepl – Preis“ vergeben, der aus einem Hauptpreis und einem Anerkennungspreis besteht. Dr. Ralf Heimrath stellte die Preisträger des Anerkennungspreises vor. Die jungen Preisträger Alexander Bräutigam und Robin Midekke haben sich des Themas Vertreibung aus dem Egerland angenommen und es in einem Theaterstück verarbeitet. Wegen eines Theaterengagements konnten die Preisträger an diesem Wochenende leider nicht nach Marktredwitz kommen, werden den Preis jedoch von Herrn Dr. Heimrath noch persönlich ausgehändigt bekommen.
Die Preisträger des Hauptpreises Johannes von Tepl sind die „Singenden Kulturwarte“ Jürgen Zuber und Christa Voigt aus Limburg. Beide traten im jugendlichen Alter in die Egerländer Gmoi Limburg ein und haben sich dort der Kulturarbeit bereits seit vielen Jahren angenommen. Das Brauchtum im Jahreskreis, besondere Ereignisse im Egerland, Egerländer Liedweisen und vor allem die Egerländer Sprache werden von den beiden Preisträgern gepflegt, bekanntgemacht und weitergegeben. Es gibt kaum eine Veranstaltung des Bundes der Egerländer Gmoin und des Landesverbandes Hessen, die nicht von den Singenden Kulturwarten aus Limburg begleitet und mitgestaltet wird und mit Charme und Witz Begeisterung bei den Zuhörern auslöst. Wir vom Bund der Egerländer Gmoin können uns glücklich schätzen, dass wir Jürgen und Christa in unserem Kreis haben und immer auf sie zählen dürfen. Die Preisträger konnten im Beisein des Oberbürgermeisters und des Bundesvüastäihas die Urkunde aus den Händen von Dr. Ralf Heimrath entgegennehmen.
Im Mai 2024 stand eine Stadt im Mittelpunkt der Blasmusik: In Radolfzell wurde unter dem Motto „Die Egerländer kommen“ ein ganzes Wochenende an verschiedenen Orten der Stadt Egerländer Blasmusik gespielt, Volkstanz gezeigt und ein großes Fest von Musikanten gefeiert. Neben der großen Unterstützung aus der Stadt Radolfzell konnte der verantwortliche Organisator seitens der Egerländer, Wolfgang Jendsch, auf andere örtliche Musikanten setzen, die mit großer Begeisterung das Festwochenende nicht nur begleitet, sondern auch tatkräftig unterstützt haben. In einem bildreichen Vortrag berichtete Wolfgang Jendsch von diesem einzigartigen Wochenende in Radolfzell.
Über das Leben und Wirken von Ernst Mosch referierte Edith Zaschka-Domes aus der Gmoi Offenbach. Ernst Mosch – das unvergessliche Gesicht für die Egerländer und Böhmische Blasmusik – war bereits von frühester Kindheit an sehr musikalisch und hat sich 1940 ganz der Musik verschrieben. Nach seiner Flucht nach Bayern, am Ende des 2. Weltkrieges, suchte Ernst Mosch zunächst den Kontakt zu amerikanischen Musikern und absolvierte Auftritte als Jazzmusiker. Danach spielte er die Posaune in der Kapelle von Rudi Kugler. Es folgten weitere Stationen in Deutschland bis hin zur europaweiten Bekanntheit mit dem Südfunk-Orchester. 1956 gründete er sein eigenes Ensemble, die Egerländer Musikanten. Edith Zaschke-Domes hat die Biografie des Musikers und Menschen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Kulturtagung nähergebracht und seiner in besonderer Art und Weise gedacht.
Wie die Ortsgruppe Falkenau dem berühmtesten Bürger von Zwodau zum 100. Geburtstag gedenken wird, darüber berichtete Günther Wohlrab. Am 16. August 2025 wird das Gemeindefest in Zwodau unter das Motto „Ernst Mosch“ gestellt. Die Installation eines Gedenksteins soll in Zwodau feierlich eingeweiht werden. Kooperationspartner sind vom Bund der Deutschen-Landschaft Egerland die Ortsgruppe Falkenau und die Gmoi Marktredwitz. Eine Förderung wurde von Seiten der Euregio Egrensis bewilligt.
Um das Motto „Egerländer Blasmusik“ abzurunden spielte die Blasmusik der Egerländer Gmoi Waldkraiburg eine bekannte Weise als Auftakt für den folgenden Vortrag. Unter der Überschrift „Wer sind wir“ brachte Peter Deml den Anwesenden einen Einblick in das, was eine Egerländer Blasmusik Waldkraiburg heute noch ausmacht. Beginnend mit den Anfängen der Stadt Waldkraiburg, die eine durch die Vertriebenen gewachsene Stadt ist, die heute noch zahlreiche Nachkommen beheimatet. Hervorhebend zeigte Peter Deml, wie die Musikinstrumentenbauer aus Graslitz in Waldkraiburg Fuß fassten. Seit 1956 in Egerländer Tracht eingekleidet, nahmen sie 1958 erstmals am Oktoberfestumzug in München teil. Allen verschiedenen Entwicklungen in der Stadt Waldkraiburg zum Trotz, haben sich die Musikanten unter das Dach der Egerländer Gmoi Waldkraiburg gestellt, um die Egerländer und Böhmische Musik pflegen zu können. Dies haben die Musikanten, mit kleinen musikalischen Einlagen zum Vortrag von Peter Deml, zur Freude aller zum Besten gegeben.
Mit einem feinen Mittagskonzert der „Singenden Kulturwarte“ Christa und Jürgen wurde der Vortragsreigen des Vormittags abgeschlossen. Dadurch zeigten unsere Preisträger einen kleinen Ausschnitt aus ihrem großen Repertoire des Egerländer Liedergutes.
Da der ganze Samstag mit seinen Vorträgen und Aktionen unter dem Motto „Egerländer Blasmusik“ stand, führte die Exkursion am Nachmittag in die Stadt des Blasinstrumentenbaus nach Graslitz. Der Verein der Freunde der Stadt Graslitz unter Vorsitz des früheren Egerer Bürgermeisters, Herrn Otokar Mika, hieß uns im ältesten Haus der Stadt willkommen. Das Fachwerkhaus aus dem Jahre 1732 wird mit großem Engagement von dem Verein restauriert. Die Erzählungen von Herrn Stefan Brehm, der bis zum Jahr 2013 in der Musikinstrumentenbaufirma AMATI in Graslitz beschäftigt war, waren beeindruckend. Anhand der Geschichte seiner Familie gab er einen Einblick in die Bedeutung des Musikinstrumentenbaus für die Stadt Graslitz und die nähere Umgebung.
Die Messe in der Katholischen Kirche in Graslitz wurde vom Ortspfarrer Bystrik gemeinsam mit Monsignore Karl Wuchterl zelebriert. Die musikalische Umrahmung übernahmen die Musikanten aus Waldkraiburg und zusammen mit Gläubigen der örtlichen Pfarrei, wurde Gemeinschaft in der Messe gefeiert. Der Abend klang stimmungsvoll mit einer Wirtshausformation der Egerländer Blasmusik Waldkraiburg aus.
Am Sonntagvormittag war es der Bundesjugendführer Alexander Stegmaier, der einen Vortrag über den Huasnoutoutara hielt. Dieses Schmuckstück ziert unsere Egerländer Trachten. Nun haben Anja Jobst und Alexander Stegmaier zur Herkunft und Bedeutung recherchiert und einen sehr informativen Vortrag ausgearbeitet.
Von der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik e.V. konnte die Bundeskulturwartin den Präsidenten Herrn Martin Dzingel begrüßen. Er berichtete über das Jugendprojekt „Schaufenster der Enkelgeneration“. Gesucht wurden Familien von Verbliebenen in der Tschechischen Republik, die deutsche Wurzeln haben. Welche Rolle die deutsche Sprache und das Deutschsein für die jüngere Generation innehat, wurde in aktuellen Kontext gestellt. Weitere Projekte von der Deutschen Minderheit in der Tschechischen Republik, in Polen, in Kasachstan und weiteren Ländern und wie Jugendliche an das Thema herangeführt werden können, stellte Herr Dzingel vor. Sport, Fotowettbewerbe, Literatur und regelmäßige Treffen über Grenzen hinweg sind die Basis der sehr erfolgreichen Arbeit in Prag.
Robert Steidl, ein Künstler aus Marktleuthen, führte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bundeskulturtagung durch die Sonderausstellung „Lebensbilder“. Als Nachkomme eines Egerländers hat er erklärt, wie er zu seiner Kunst gekommen ist und was sie für ihn bedeutet.
Rückblickend konnte die Bundeskulturwartin auf eine sehr erfolgreiche Bundeskulturtagung 2024 zurückblicken.
Christina Diederichs