08.09.2024: 35. Landestreffen Hessen / Jubiläum Bruchköbel

35. Landestreffen der hessischen Egerländer in Bruchköbel

Mit dem 35. Landestreffen der Egerländer in Hessen wurde zugleich das 70-jährige Bestehen der Gmoi Bruchköbel nachgeholt. Zahlreiche Besucher waren der Einladung zur Heiligen Messe und zum Volkstumsnachmittag in das Gemeindezentrum St. Familia in Bruchköbel gefolgt.
Beeindruckend war der Einmarsch der Fahnenträger mit den Landes- und Gmoifahnen in die nahezu vollbesetzte Kirche. Eindrucksvoll war auch die Totenehrung mit einem Gesangsbeitrag. Das Egerländer-Mundart-Duo Christa Voigt und Jürgen Zuber hatte mit „Vergessen werden wir sie nicht“ eine für viele ungewohnte Form des Gedenkens in Gesangsform dargeboten.

Pfarrer Alexander Best gelang es in seiner Predigt den Bogen von einer Heilungsgeschichte aus dem Markus-Evangelium zu dem Festtag der Egerländer zu schließen. Die Heilung von einem tauben Menschen mit Sprachproblemen durch Jesus und die Worte Éffata – „Öffne dich“ bewirkten ein Wunder und ermöglichten dem Geheilten die Teilnahme am sozialen Austausch. Zum Öffnen, zum Teilnehmen in Gemeinden, Vereinen usw. muss man auch etwas von sich selbst preisgeben, nur so kann der Austausch gelingen. So wirken diese Orte wie Biotope, „wo die eigene Identität gestärkt und gleichzeitig Wandel und Veränderung angenommen und gestaltet werden“.
Landesvüarstäihare Gerlinde Kegel begrüßte in einem bis auf den letzten Platz besetzten Saal zahlreiche Ehrengäste und über 100 Besucher. 1907 wurde der Bund der Egerländer Gmoin gegründet. Es folgte das totale Verbot in 1938. Mit der Neugründung von Gmoin ab 1948 und der Gründung des Hessischen Landesverbandes in 1953 folgte eine Vielzahl von Aktivitäten von und für die Mitglieder.
Mit Schirmherrin Sylvia Braun, Bürgermeisterin von Bruchköbel, begann der Reigen der Grußworte: „Auch nach stolzen 70 Jahren ist das Hauptziel der Gmoi z´Bruchköbel weiterhin die Bewahrung des Egerländer Kulturgutes, bei der auch das Miteinander und geselliges Beisammensein keineswegs zu kurz kommen.“ Andreas Hofmeister, Vertriebenenbeauftragter des Landes Hessen, verstärkte sein Grußwort mit dem Motto „Zukunft braucht Herkunft!“, bedankte sich für das Engagement aller sichtbar Aktiven und unsichtbar im Hintergrund Beteiligten. Volker Jobst, Bundesvüarstäiha des Bundes der Eghalanda Gmoin, bedankte sich bei der Gmoi und beim Landesverband. Zugleich verwies er auf die Problematik in der Vereinsarbeit mit dem ständigen Spagat zwischen Brauchtumserhaltung und den Anforderungen der Gegenwart, um weiterhin als Verein attraktiv zu sein. Landrat Thorsten Stolz verwies auf den Beitrag der Heimatvertriebenen zur wirtschaftlichen Entwicklung. Er folgerte „Die Weitergabe von Geschichte ist wichtig“, aber man darf nicht nur zurückblicken. Gmoivüarstäiha Günter Fritsch schaffte die kürzeste Rede und wünschte allen einen schönen Nachmittag.
Den Abschluss des offiziellen Teils am Nachmittag bildete die von Cornelia Siegl vorgetragene Chronik der am 8. Januar 1950, aufgrund behördlicher Vorgaben zunächst als „Heimatverein Egerland Bruchköbel“, gegründeten Gmoi. Der Kurzrückblick listete zahlreiche Veranstaltungen und Festzug-Teilnahmen auf. Fünf Vüarstäiha prägten die Gmoi: Walter Güntner, Alfred Schuster, Kurt Tepesch, Traudl Kurzendörfer und seit 2013 Günter Fritsch. Heute verzeichnet die Gmoi noch rund 50 Mitglieder. Nach der „Nachfeier des 70.“ steht im nächsten Jahr das 75-jährige Jubiläum an.
Den Übergang in den volkstümlichen Teil übernahm Horst Nausch mit seinem „Original Böhmerwälder Terzett“. Zunächst folgte „Egerland – Heimatland“, was viele gleich zum Mitsingen nutzten. Der Volkstumsnachmittag war in drei Blöcke unterteilt, zu denen die Kapelle jeweils die passenden Melodien spielten. Motto des ersten Teils war „Aus Böhmen kommt die Musik“. Böhmische Blasmusik, erläuterte Jürgen Zuber „… zeichnete sich im Besonderen durch die Emotionen der Lieder und Hingabe der heimatliebenden Musikanten aus.“ Musikbeispiele dieses Zeitabschnitts waren “Auf der Vogelwiese“ und der „Egerländer Musikantenmarsch“. Gerlinde Kegel übernahm gemeinsam mit Horst Nausch den Abschnitt „Egerländer Blaskapellen in Hessen“. Als Ursprung ist die Kapelle Egerland zu sehen, in der Rudi Kugler, Ernst Mosch und Karl Lenkl spielten. Erinnerungen an den Deutschlandfunk und seine „Lustigen Musikanten“ und den Frankfurter Wecker kamen hoch. Hier sind Rudi Kugler, Conny Dellner, Horst Baier, Wolfgang König (Kaiserwald-Musikanten) und die Biebertaler Musikanten zuzuordnen.
Im dritten Teil betrachtete Andrea Stanlein „Die großen Drei der Egerländer Blasmusik“. Ernst Mosch, bei Gesangsbeiträgen im Duett mit Franz Bummerl oder Barbara Rosen, Ernst Hutter und Hubert Wolf („Jeder Tag bringt neue Hoffnung“) sind unerreicht bis heute.
In zahlreichen Beiträgen der Aktiven wurde umfangreiche Können und Engagement der Egerländer in Hessen aufgezeigt. Die Kindergruppe(n) aus Offenbach und Dillenburg schaffte bei allen Gästen ein Strahlen in die Gesichter. „Schustertanz“ und „Kikeriki“ wurden mit viel Spaß dargeboten. Der Singkreis Offenbach unter der Leitung von Gerhard Roth zeigte sein Können mit „In Wold singt a Vüagherl“ und „Sia(h)r i a wunnaschäi(n)s Bauanmåidl“. Der mittelhessische Egerländer Volkstanzkreis vereinte sich mit den Tänzern der Egerland-Jugend Offenbach zum großen Tanzkreis und zeigte den „Labander Roja“ und den „Schäin lustig(h“.
Edi und Horst Fenkl zeigten, dass Gesangsbeiträge an kein Alter gebunden sind. „Af Matzlbooch“ und „Öitza how i ma(n Haüsl“ wurden gekonnt vorgetragen. Christa und Jürgen präsentierten „Es wird in hundert Jahren noch Böhmerländer Musikanten geben“. Eine strahlende Landesvüarstäihare Gerlinde Kegel bedankte sich zum Schluss des schönen Nachmittags besonders bei Jürgen Mückstein (Organisation) und Jürgen Zuber (Programm) sowie allen Beteiligten und Helfern für das Engagement und freute sich auf ein Wiedersehen.

Bericht und Fotos: Hans-Jürgen Ramisch, Öffentlichkeitsarbeit, Landesverband Hessen