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Ankündigung: Bundeskulturtagung der Egerländer in Marktredwitz am 25./26. Oktober 2025 zum Thema „80 Jahre Kriegsende“

Traditionell wird am letzten Wochenende im Oktober das Egerland-Kulturhaus in Marktredwitz zum Austragungsort der Bundeskulturtagung.

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BKT_Anmeldung bis 10 Oktober 2025

Da das Jahr 2025 ein besonderes Jahr ist, widmet sich die Bundeskulturtagung des Bundes der Egerländer Gmoin e.V. dem Thema „80 Jahre Kriegsende“.

Nach Eröffnung und Begrüßung am Samstag, 25. Oktober 2025, um 9:00 Uhr wird das Vortragsprogramm am Vormittag u.a. inhaltlich einen Blick auf die Archäologie der Moderne richten. Wer mit Archäologie nur die Funde von Steinen und Scherben verbindet, wird im Rahmen dieses Vortrages ganz neue Erkenntnisse gewinnen. Aus der Archäologie der Moderne lässt sich die jüngere Geschichte in vielen Bereichen erst richtig begreifen.

Ein Teil dieses Vortrages wird sich mit der Geschichte von Flossenbürg widmen. Aus diesem Grunde ist das Ziel der Exkursion am Samstagnachmittag die Gedenkstätte in Flossenbürg. Nach einem Rundgang und einer Führung über die Gedenkstätte wird der Tag mit der Feier eines Gottesdienstes und einem Konzert abgeschlossen.

Das Konzert wird ein besonderer Genuss werden. Wir freuen uns sehr, dass Mixed Voices aus Geretsried unter der Leitung von Roland Hammerschmied sich Zeit nehmen, mit uns den Samstagabend abzuschließen.

Mehr als einen Heimatfilm wird uns der junge Journalist und Filmemacher Florian Schiekofer am Sonntagvormittag zeigen. „4471 Tage“ – ein Film, der sich mit der Stadt Ingolstadt unter Zeitzeugenberichten und Berichten der Bekenntnisgeneration über die Zeit des Kriegsendes auseinandersetzt. Und daran knüpft dann eine offene Gesprächsrunde an. Kriegsende – was verbinden die Generation der 1940er Jahre bis heute mit diesem einschneidenden Ereignis unserer Geschichte? Welche Lehren wurden daraus gezogen? Welche Gedanken stehen mit Blick auf unsere aktuelle Weltpolitik und die Heimatvertriebenen im Raum?

Insgesamt möchten wir im Rahmen der Bundeskulturtagung einen Rückblick auf 80 Jahre Kriegsende, die Erkenntnisse und Lehren und einen möglichen Ausblick für die Zukunft geben. Wir laden herzlich ein, daran teilzunehmen.

Bundeskulturwartin

Christina Diederichs

Bild: Bundeskulturwartin Christina Diederichs und die Vortragenden Christa Voigt und Jürgen Zuber



28.06.2025: Der Egerländer Kulturpreis „Johannes-von-Tepl“ 2025 ging an Ingrid Deistler

Marktredwitz (RH). Der Egerländer Kulturpreis „Johannes-von-Tepl“, der seit 1995 jährlich vom Bund der Egerländer Gmoin e.V., dem Arbeitskreis Egerländer Kulturschaffender e.V. und dem Landschaftsverband Egerland für herausragende kulturelle Leistungen für des Egerland vergeben wird, ging in diesem Jahr an Ingrid Deistler und wurde am 28. Juni bei einem Festakt während des Egerlandtags in Marktredwitz verliehen.

Die Laudatio sprach der Jury-Vorsitzende Dr. Ralf Heimrath. Er stellte die Verdienste der Preisträgerin für die Pflege und den Erhalt der Egerländer Mundart in den Mittelpunkt seiner Rede. Seit vielen Jahren organisiert und leitet Frau Deistler die Mundartveranstaltungen beim Sudetendeutschen Tag und am Heiligenhof in Bad Kissingen. Dazu trägt sie auch mit selbst verfassten Texten im Egerländer Dialekt bei. Ebenso ist ihr die Pflege der Egerländer Mundart regelmäßig bei den AEK-Veranstaltungen, bei den Kulturtagen des BdEG und in der von ihr geleiteten Eghalanda Gmoi Nürnberg ein großes Anliegen.

Ganz besondere Verdienste hat sie sich durch die Übersetzung des weltbekannten Kunstmärchens „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry erworben. Feinfühlig hat sie den Text ins Egerländische übersetzt und damit den Egerländer Dialekt zu einem literarischen Höhepunkt geführt. Heimrath führte als Beispiele den Satz an, der für das Werk eine zentrale Bedeutung hat: „Ma siaht nåå min Hearzn gout. ´S Wesntliche iis füa d Augn neat zan seah.“ So vertraute nämlich der Fuchs dem kleinen Prinzen sein Geheimnis an. Wer die in über 1600 Sprachen und Dialekte übersetzte Erzählung von dem einsamen kleinen Prinzen nicht kennt, der sollte sie sich besorgen und lesen. Ingrid Deistler mit ihrer Übersetzung in einer Reihe mit den Übersetzerinnen und Übersetzern des Werks ins Ostfränkische, Badische, Wienerische, Hunsrücker Platt, Südtirolerische, Sächsische und viele anderer Dialekte aus dem deutschen Sprachraum sowie in zahlreiche nichtdeutsche Sprachen in aller Welt.

Wir erfahren beim Schmökern in dem schmalen Bändchen, wie der Erzähler als Sechsjähriger a Büldl gmåålt haot, a Riesnschlånga, döi wou grood an Ölefåntn vadaut. Aber niemand von den großen Leuten hat das Bild verstanden. Erst der kleine Prinz, der von einem fernen Asteroiden auf die Erde kam und dort in der Sahara auf den inzwischen erwachsenen Erzähler traf, erkannte in der Zeichnung, was hier gemeint war. In der Folge entwickelte sich ein langes Gespräch und da kloi Prinz berichtete darin von seinen Erlebnissen auf verschiedenen Planeten bis zu seiner Begegnung mit dem Mann in der Sahara, der als verunglückter Pilot dort festsaß.

Der Inhalt soll hier nicht nacherzählt werden. Es geht vielmehr um die Sprache. Wir finden in dem Büchlein lange nicht mehr gehörte oder gesprochene Wörter und Begriffe wie Åuhawaschla (Ohren), ånt dou (Sehnsucht haben), Doggn (Puppe), Feiafalkn (Schmetterlinge), Ghåua (Jahr), Zahr (Träne) und viele andere. Für den Dialektkundigen ist es eine Wohltat, das alles zu lesen, und für die Ungeübten eine willkommene Gelegenheit zur Vertiefung in die Egerländer Mundart. Hier ist nichts gekünstelt und man merkt der Verfasserin den Dialekt als Muttersprache an.

Heimrath schloss seine Laudatio mit einem Zitat von Goethe: „Jede Provinz liebt ihren Dialekt: denn er ist doch eigentlich das Element, in welchem die Seele ihren Atem schöpft.“ Die Egerländer Seele schöpft ihren Atem aus der Egerländer Mundart. Dass nun auch der kleine Prinz und der in der Sahara verunglückte Pilot eine Egerländer Seele haben, das verdanken die Egerländer Frau Ingrid Deistler.

v.l. Bundesvüarstäiha Helmut Kindl, OB Oliver Weigel, Ingrid Deistler und Dr. Ralf Heimrath

Der kloine Prinz


25.05.2025: Neue CD der Familienmusik Hess

https://familienmusik-hess.bandcamp.com/album/gschafft

Die Egerländer Familienmusik Hess hat es endlich „G’schafft” !
Wir haben einige unserer Lieblingsstücke nach zahlreichen Konzerten, Festen und
musikalischen Begegnungen endlich aufgenommen. Dabei kommt auch die Verbundenheit zur Musik aus der Heimat unserer Eltern und Großeltern, dem Egerland, zur Geltung.

 


13.04.2025: Der Bund der Egerländer wählte neuen Bundesvüarstäiha

Helmut Kindl wurde mit überzeugender Mehrheit zum Bundesvüarstäiha des Bundes der Eghalanda Gmoin e.V. gewählt. Helmut Kindl folgt hier Volker Jobst, der nach neun Jahren Amtszeit nicht mehr als Vorsitzender zur Wahl stand.

 

Die Bundeshauptversammlung fand am 12. und 13. April 2025 im oberfränkischen Marktredwitz statt. Neben der Neuwahl des gesamten Bundesvorstandes standen auch die üblichen Rechenschaftsberichte der Amtswalter, Rückblicke und Ausblicke aber auch das Totengedenken und Grußworte auf der Tagesordnung. Ein sehr willkommener Gast in Marktredwitz ist Landrat Peter Berek, der auch ein herzliches Grußwort an die Versammlung richtete. Hierbei bedankte dieser sich insbesondere bei dem scheidenden Bundesvüarstäiha Volker Jobst für dessen außerordentliches Engagement für die Egerländer und die Egerländer Kultur. Seitens der Stadt Marktredwitz begrüßte der 2. Bürgermeister Horst Geißel die Versammlung. Auch er dankte Jobst für die lange Tätigkeit als Vüarstäiha. Im Namen der Stadt und Oberbürgermeister Oliver Weigel lobte er das konstruktive Miteinander mit dem scheidenden Bundesvüarstäiha. Eine besondere Überraschung machte er Volker Jobst mit der Verleihung der Silbernen Verdienstmedaille der Stadt Marktredwitz, die Horst Geißel im Anschluss an sein Grußwort vornahm. Volker Jobst konnte sich im Laufe des Wochenendes über zahlreiche sehr schöne und empathische Geschenke und Dankesreden freuen.

Der Wahlvorgang, der auf den Sonntag gelegt wurde, ergab dann, dass Helmut Kindl (61) aus Ingolstadt zum neuen Bundesvüarstäiha gewählt wurde. Kindl ist langjähriger Gmoivüarstäiha in Ingolstadt und Vüarstäiha des Landesverbandes Bayern. Er wird künftig mit seinen Stellvertretern Gerlinde Kegel (Herborn), Günther Wohlrab (Marktredwitz) und Alexander Stegmaier (Aalen) die Geschicke des Bundes der Eghalanda Gmoin bestimmen.

Der Bundesvorstand und alle Egerländer wünschen Helmut Kindl viel Erfüllung in seinem neuen Amt sowie stets ein glückliches Händchen bei seinen Entscheidungen.

Volker Jobst


Buchvorstellung von Dr. Ralf Heimrath

„Mit der Krebspolka und dem Vetter Veitl in Neuseeland.

Lieder und Tanzmusik der Egerländer in Puhoi“

Viel konnten die Egerländer nicht mitnehmen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus den Dörfern zwischen Mies und Pilsen nach Neuseeland auswanderten und dort auf der Nordinsel die Siedlung Puhoi gründeten: Kleidung und vielleicht etwas Hausrat. Einer von ihnen hatte sogar seinen Dudelsack dabei. Unabhängig von den Gegenständen aber brachten sie ihre Sprache und ihre Musik mit ins Land der Maori. Dort behielten sie innerhalb ihres Zusammenlebens ihre Traditionen bei, feierten ihre Feste und pflegten über Generationen hinweg ihre eigenen Lieder und Tänze, mit denen sie sich von der Volksmusik der meist englischstämmigen Menschen in der Umgebung unterschieden. 1883 berichtete ein Journalist der Zeitung Auckland Weekly News von mehrtägigen Tanzvergnügungen, bei denen alle Altersstufen von 7 bis 70 sich im Tanzsaal versammelten und „solange der Geiger in der Lage ist, den Bogen zu führen, oder der Dudelsackspieler eine Note herauspressen kann“, die Tänzer ihre Füße nach dem Takt der Musik bewegten, und weiter: „Bei diesen Gelegenheiten kann man sie vor Erschöpfung auf den Boden fallen sehen. Ich wurde auf einen alten Mann aufmerksam gemacht, der mindestens sechzig Jahre alt ist und dessen Leidenschaft für das Tanzen so groß ist, dass er, wenn er einmal so richtig angefangen hat, durch kein noch so großes Bitten zum Aufhören bewogen werden kann. Er tanzt, ohne zu essen und zu schlafen, bis seine Freunde Mitleid mit seinem erschöpften Zustand haben, ihn ergreifen und seine Holzschuhe auf den Boden nageln.“
Mit solchen Erzählungen zur Musikbegeisterung geschmückt ist die eindrucksvolle Dokumentation des immateriellen Kulturerbes der Egerländer in Neuseeland, die der Musikologe Roger Buckton und der Germanist, Historiker und Mundartkenner Ralf Heimrath unter Mithilfe der Puhoier Bewohnerin Judith Williams nun vorgelegt haben. Aus verschiedenen Quellen haben sie die mündlich überlieferten Lieder und Tänze zusammengetragen und ediert. Nur ein einziger der Musikanten konnte Noten lesen und besaß ein Manuskript mit Aufzeichnungen von Melodien. Alle anderen spielten „aus dem Kopf“ und sangen die Lieder in ihrer nordbairischen Mundart. Darunter sind Stücke wie „Baua, heng dai(n) Bumml ua(n)“, „Hans bleib dao“, „Unna Vetta Veitl“, die Krebspolka, der Siebenschritt oder die Finger-Polka, um nur einige zu nennen. Mit den Liedern wurde auch der Dialekt weitergepflegt, selbst wenn sich manche Erinnerungslücken bei den Texten eingestellt haben. Die Herausgeber haben mehrere Jahre dazu verwendet, die Tonaufnahmen abzuhören und zu verschriftlichen sowie möglichst viele Informationen dazu zu sammeln. Herausgekommen ist ein Buch mit annähernd 180 Seiten. Es trägt den Titel „Nach dem Winter kommt der Sommer. Lieder, Sprüche und Tänze der Egerländer in Neuseeland“ und ist im Verlag Königshausen & Neumann erschienen (ISBN 978-3-8260-8970-1). Parallel dazu wurde in Neuseeland eine englischsprachige Version erstellt.

Die Lieder sind in Mundart einschließlich Lautschrift zum Erlernen und zur praktischen Anwendung der Texte, in hochdeutscher und in englischer Übersetzung wiedergegeben. In den beigefügten Bemerkungen sind deren Herkunft aus dem Egerland und deren Beziehungen zum bairischen Sprachraum in Bayern oder Österreich festgehalten. Dazu gibt es ergänzende Abschnitte zu den Sammlern der Lieder und Texte, zum geschichtlichen Hintergrund der Einwanderung in Neuseeland, zu den Gewährspersonen und zum nordbairischen Dialekt in Puhoi, der mit dem Ableben des letzten aktiven Sprechers erst 2022 endgültig untergegangen ist.

Ralf Heimrath