Festschriften und kleine Chroniken zu Jubiläen der Egerland-Jugend (EJ) und der Gmoin wurden schon einige im Laufe der Jahre erstellt. Besonders ragen hierbei die Egerländer aus Offenbach, Stuttgart, Geretsried, Ingolstadt, München und Heidelberg heraus. Dies hier soll eine Chronik der EJ in Bund und Land sein, die jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, da die übermittelten Aufzeichnungen und Dokumente - insbesondere der 50er und 60er Jahre - recht lückenhaft sind.
Die ersten Schritte
Überall dort, wo nach der Vertreibung der Egerländer Gmoin entstanden sind, fanden sich auch recht bald Jugendliche zusammen, um neben dem geselligen Beisammensein, auch Egerländer Volksgut aufleben zu lassen. Die Gruppen waren und sind überkonfessionell, überparteilich und fühlen sich seit Anfang an als ein Teil der Sudetendeutschen Jugend und der DJO - heute Deutsche Jugend in Europa. Egerländer Volkstänze und Mundartlieder wurden gepflegt, wie sie in Nordwestböhmen entlang der Eger und im Süden in den Böhmerwald hinein zu Hause waren. 700 - 800 Jahre alt war die Tradition, die 1945 so jäh abgebrochen wurde.
Bereits 1950 wurde beim Egerlandtag in Schwäbisch Hall der Bad Tölzer Jugendleiter Georg Hüttl vom Bundesvorstand des Bundes der Egerländer Gmoin (BdEG) mit dem Amt des Bundesjugendleiters betraut. Nachdem dann 1952 in Bayern unter Seff Heil und Albin Theimer (beide München) die Egerland-Jugend in Naring (Oberbayern) zusammen kam, tat sie dies auch auf Bundesebene am 23.11.1953 in Nürnberg. Als Geburtsjahr der Egerland-Jugend nehmen wir demnach das Jahr der ersten Gruppengründungen in Bayern, 1952 an. Eine Ausnahme bildet hierbei die Egerland-Jugend in München. Sie wählten nachweislich schon 1950 einen Gruppenvorstand. Die EJ-München war schon in den 50er und frühen 60er Jahren eine sehr aktive und beispielhafte Jugendgruppe.
Im Jahr 1957, das vom Bund der Egerländer Gmoin zum "Jahr der Egerland-Jugend" verkündet wurde, hatten sich bereits 70 Gruppen der Egerland-Jugend gebildet: 35 in Bayern, 16 in Baden-Württemberg, 12 in Hessen, 1 in Hamburg, 1 in Berlin, 1 in Köln und 4 in Österreich.
Bei dem Gründungsfest in Nürnberg wurde die erste Bundesjugendführung gewählt, welche die begonnene Jugendarbeit der Länder einheitlich zusammenführen sollte. Erster Bundesjugendleiter wurde Albin Theimer aus München. Die Bundesjugendführung setzte sich hohe Ziele und setzte viel daran, sie auch zu erreichen. Albin Theimer, der in Bayern schon Aufbauarbeit leistete, konnte nun mit seiner Erfahrung anderen Landesverbänden hilfreich zur Seite stehen. Schulungsblätter, von Führungsmitglied Albert Reich (Stuttgart) verfaßt,und einzelne Tanzbeschreibungen wurden an die immer mehr werdenden EJ-Gruppen verteilt. Das erste Liederbuch der Egerländer, das 1952 von Dr. Alois Bergmann (Bad Tölz) herausgegeben wurde, war von großem Nutzen.
Es wurde versucht einen Jugendverband aufzubauen, der ohne große Vereinsmeierei und Heimattümelei sowohl jugendpflegerisch als auch kulturell und heimatpolitisch tätig sein sollte. Es folgten zahlreiche Schulungen für Führungskräfte aus den Gruppen. Hessens Landesjugendleiter Andi Dietl (Heppenheim) brachte die Ausrichtung der EJ beim 1. Landesjugendtag der Egerland-Jugend in Hessen, am 10.Februar 1957 in Frankfurt/Main, auf den Punkt. Er sagte in seinem Grußwort: "...es gehe heute darum, den jungen Egerländern als europäisch denkenden deutschen Menschen zu erziehen, der in der volksstammlichen Diaspora gewillt ist, das Ureigenste seiner Ahnen aufrecht zu erhalten. Das könne man aber nicht nur im vereinsmäßigen Gmoileben erreichen, sondern dies bedarf einer bewegten Förderung und Erziehung der Jugend in der Gmoi als Grundprinzip der Gmoitätigkeit überhaupt. Dabei sei aber nicht außer acht zu lassen, daß die drei Faktoren der Erziehung - Eltern, Kirche, Schule - nicht durch den vierten Faktor der EJ-Arbeit, ersetzt werden können, sondern daß dieser Faktor nur eine ergänzende Wirkung haben kann. Durch diese Ergänzung soll jeder erst ein ganzer Mensch werden, der sich in die gesamte Arbeit der Egerland-Jugend sinngemäß einordnet, so daß der Gesamteindruck einem Diamanten gleichkommt, der bei jeder Drehung und Bewegung seine Vollkommenheit zeigt!..."
Einige Spendenaufrufe der Egerland-Jugend und des Bundes der Egerländer Gmoin ergaben einen guten finanziellen Grundstock für die Arbeit der Landesführungen und der Bundesführung. 1962 wurde sogar eine "Hilfsaktion für die Egerland-Jugend" ins Leben gerufen, mit der großen Überschrift: "Finanzielle Sorgen gefährden unsere Jugendarbeit!" Nach 10-jähriger Tätigkeit standen wir vor der Frage: War unsere Arbeit umsonst? Wie wir heute wissen, war sie es nicht! An dieser Stelle vielen Dank an die vielen Spender die mit ihrer Großzügigkeit auch geholfen haben die EJ am Leben zu halten.
Manigfaltige Jugendlager, Winterfreizeiten, Sommerfreizeiten der Länder, Osterfreizeiten und Ausflugsfahrten waren hilfreich die jungen Egerländer "zusammenzuschweißen". Die Teilnahme an den Veranstaltungen der Egerländer Gmoin, des Bundes der Egerländer Gmoin, der Sudetendeutschen Landsmannschaft und -Jugend, der Deutschen Jugend des Ostens (heute Deutsche Jugend in Europa) und des Bundes der Vertriebenen waren und sind obligatorisch und erlebnisreich.
Das Aufgabengebiet der EJ hat sich in den Jahren um ein vielfaches erweitert und verändert. So werden nicht nur Volkstänze, Volkslieder und Mundarttexte vermittelt, sondern auch Land und Leute des Egerlandes selbst den Mitgliedern nähergebracht.
Es ist dem Egerländer Volksstamm gelungen, mehr als 50 Jahre nach der Vertreibung seine junge Generation in hervorragender Weise in seinen Verbänden zu halten und Verantwortung mittragen zu lassen. Dies zeigt sich darin, daß zum Beispiel der derzeitige Bundesvüarstäiha - und auch einige seiner Stellvertreter - ehemalige Bundesjugendführer der EJ waren!
Man muß sich fragen, welchen Sinn sehen die Verantwortlichen des BdEG darin, das Egerland-Erbe zu erhalten und welche Ziele haben sie sich bei der weiteren Entwicklung für die Zukunft gesteckt? Allein die Erhaltung der Volkstracht und der kulturellen Werte kann der Grund nicht sein. Ein recht klares Ziel, wenn auch ein Fernziel, ist es was viele der Egerland-Jugend beseelt: Das Wissen um die Geschichte Ostdeutschlands und die Schaffung eines geeinten Europas ohne Grenzen. Diese Aufgaben und Ziele sind schon von Anbeginn in der Arbeitsordnung der Egerland-Jugend verankert. Zuletzt wurde diese Arbeitsordnung beim 12.Bundesjugendtag 1979 in Marktredwitz novelliert.
Große Aufgaben werden gemeistert
Eine der vorrangigsten und auch aufwendigsten Aufgaben der EJ-Bundesführung war die Versorgung der jungen Egerländer mit Egerländer Trachten. Trachtenschneider wurden ausfindig gemacht und mit passenden Stoffen versorgt. Die Gmoin in welchen eine EJ-Gruppe gegründet wurde versorgten teilweise zusammen mit den Landesjugendführungen die EJ`ler mit Trachten. Eine EJ-Trachtenbeschaffungsstelle wurde in Baden-Württemberg von Albert Reich (Stuttgart) und Walter Schmirler (Gerlingen) eingerichtet. Traudl Schmidt (Bad Tölz) übernahm die EJ-Trachtenbeschaffungsstelle des Bundes und leitete diese bis zur Übergabe 1994 an Petra Glaßl (Hungen). In den sechziger und siebziger Jahren, in denen viele Trachten hergestellt werden mußten, kam es ein wenig zur "Vereinheitlichung" der vielfältigen und schönen Egerländer Trachten. Grund dafür war die Vielzahl herzustellender Trachten und die daraus resultierenden hohen Kosten für Stoffe u.s.w.. Seit Mitte der achtziger Jahre ist erfreulicherweise zu erkennen, daß immer mehr Trachten von ihren Trägern selbst finanziert - von Zuschüssen der Trachtenförderung abgesehen - und hergestellt werden. Diesem Umstand ist es zu verdanken, daß die sieben Egerländer Frauentrachten und die Egerer Männertracht wieder großer Vielfalt zu sehen sind. Hilfreich war hierbei auch die Schaffung von Trachtenbeauftragten in Bund und Land in den Gmoin und der EJ.
Einer von vielen der erwähnenswerten Höhepunkte in der Geschichte der EJ ist der Egerlandtag 1957 in Wiesbaden. Der damalige Bundesjugendführer Seff Heil und seine Braut Eleonore Holl (Sulzbach-Rosenberg) wurden von Abt Petrus Karl Möhler (Kloster Schönau) im Anschluß an einen großartigen Egerländer Hochzeitszug im Rahmen des Egerlandtages getraut. Seff und Lore zu Ehren ließen sich viele EJ`ler die Teilnahme an diesen Festtagen nicht nehmen.
Die Festspiele der EJ, dies waren da "Wallensteins Lager" der EJ-Baden-Württemberg beim Egerlandtag 1959 in Ulm, und "Der Schlick von Falkenau" der EJ-Hessen beim 3.Landestreffen der Egerländer 1964 in Marburg, sind unter anderem ein Beweis für den Ideenreichtum der EJ. Laientheater, allerdings in kleinerem Rahmen, werden auch heute noch von einigen EJ-Gruppen oder Spielscharen dargeboten. In letzter Zeit von der EJ-Geretsried und von der Laienspielgruppe der Gmoi Stuttgart.
Mit der ersten Egerland-Jugendwoche im Sommer 1969 im Egerländer Waldhof in Querenbach bei Waldsassen - im historischen Egerland - war es leicht über das Egerland zu sprechen und den Zusammenhang der Vertreibungsgeschichte mit ihren Folgen zu vermitteln.
Mit Beginn der siebziger Jahre wurde die Idee einer Winterfreizeit am Feldberg im Schwarzwald geboren. Anfangs unter der Leitung des damaligen Bundesjugendführers Albert Reich wurden diese Freizeiten im Winter mit bis zu 130 Teilnehmern durchgeführt. Diese Winterfreizeiten, die in kleinerem Umfang bis heute an verschiedenen Orten (Brixen, Füssen, Oberstdorf, Aldein/Südtirol) durchgeführt werden, sowie die Sommerfreizeiten der Länder waren und sind sehr hilfreich zur Mitgliederwerbung für die örtlichen EJ-Gruppen und zur Vermittlung von Wissen über das Egerland. Das gemeinsame Miteinander und der Spaß standen natürlich zu keinem Zeitpunkt im Hintergrund. An dieser Stelle sei all denen gedankt die in aufopfernder Art und Weise die Freizeiten in Bund und Land organisierten und betreuten. Was die "Ur"-Freizeiten und Osterwochen (ab 1956) in Schluchsee und Herrenwies sowie am Feldberger "Hebelhof" betrifft, seien hier besonders die "alten Hasen" Seff Heil und Albert Reich sowie Lisl Markgraf (Stuttgart) und in den Achtzigern dann Dieter Markgraf (Stuttgart) genannt. Im Sommer fuhr man mit kleinerer Mannschaft zu Freizeiten nach Zwiesel u.a. Juhe`s. Etwas später wurden die Sommerfreizeiten der EJ von den Landesjugendführungen ausgerichtet.
Die Osterwoche 1974 am Feldberg gilt als gutes Beispiel für die Vermittlung von Egerländer Osterbräuchen unter anderem durch die Landeskulturwarte Hans Boltek (Burghausen) und Willi Starck (Stuttgart). Diese Osterwoche war eine Metamorphose von Mai(d)la u Boum aus 15 Gmoin in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen. Altvertraute Gesichter aus früheren Freizeiten sah man wieder. Aus früheren Nurteilnehmern sind Führungskräfte der EJ und der Gmoin geworden!
Eine feste Feldbergeinrichtung war die Teilnehmer-Dreiteilung. In diesen Freizeitjahren gab es regelrecht metamorphische Merkmale festzustellen, oder auf deutsch gesagt, reinste Umwandlungen der Teilnehmer. Worum es ging? Die schon genannte Dreiteilung der Teilnehmer in "Wiwala", "Mittelgebirgler" und "Kellergeister", die die Teilnehmer in Altersgruppen einteilte, gab immer wieder Anlaß zu Diskussionen und zu Bestrebungen - vorallem der Wiwalan und der Mittelgebirglern - in die nächst höhere "Kaste" aufzusteigen.
Bei Oster- und Winterfreizeiten am Feldberger "Hebelhof" gab es unmittelbar nach Ankunft sofort vieles was organisiert werden mußte. So zum Beispiel: Hausbank einrichten, Jahresfrist der Tetanusimpfungen feststellen, Zimmerälteste wählen, Geburtstagskinder notieren und Skigruppen einteilen und mit Namen (Egerländer Städtenamen) versehen. Desweiteren hatte das Betreuerteam jeden Abend Lagebesprechung zur Festlegung von Tagesplänen und Küchendiensten. Der Weg fürs Ratschen und Rumpeln war festzulegen und der evangelische Kirchgang war genauso eingeplant wie die katholischen Beichtzeiten bis hin zu den hl.Messen. Freizeiterprobt waren ja alle Betreuer von Sommerfreizeiten in Bund und Land, aber diese Osterwochen mit den Osterbräuchen waren anstrengend. Das trotzdem der Humor den Betreuern erhalten blieb, bewies ein dem Bundesjugendführer und Freizeitleiter Albert Reich zugeschobener Zettel, worauf geschrieben stand: "Froh bin ich, wenn die Glocken wieder läuten!!"
Diese Freizeitmaßnahmen der Bundesführung der Egerland-Jugend hatten auch ein hohes Ansehen beim Bund der Egerländer Gmoin was sich an den Besuchen und Grußbriefen von zahlreichen Amtswaltern aus Bundesvorstand und Landesvorständen zeigte. Sogar Ministerpräsidenten, Staatssekretäre und Ministerialräte grüßten die EJ!
Zur selben Zeit, genauer am 10./11.Juli 1971, wurde von Bundesjugendführer Albert Reich in der Geigenbauersiedlung in Bubenreuth zum 1.Bundestreffen der Egerland-Jugend mit Wettbewerben in Singen, Volkstanz und Heimatkunde durchgeführt. Dieses erste Bundestreffen stand unter dem Motto: "Wenn die Guten nicht kämpfen, siegen die Schlechten" (Plato). Damals trafen sich 176 EJ´ler in Bubenreuth; wer hätte gedacht, daß dieses Treffen Jahre später über 600 Jugendliche anzieht! Wer hätte ebenso geglaubt, daß die Bundesführung der Egerland-Jugend bis heute jedes Jahr diese Bundestreffen organisieren darf!
Die regelmäßigen Arbeitstagungen und Sitzungen der Landes- und Bundesführungen waren und sind oft ein Wechselbad zwischen kontroversen Diskussionen und humorvollen Wortbeiträgen. Das langjährige BJF-Mitglied Fritz Preis (Waldkraiburg) hat seine Gedanken in zahlreichen Illustrationen und Texten zum Besten gegeben. So zum Beispiel folgender Eindruck einer BJF-Sitzung 1973: "Eine Sitzung der EJ-Bundesführung kann mit einer Mauer verglichen werden. Albert Reich ist der Maurermeister (Neben ihm 5 Zentner Akten). Rechts von ihm sitzt die schweigende Mehrheit aus Baden-Württemberg, genannt die Schweigemauer. Auf der linken Seite sitzt die Opposition aus Bayern und Hessen, genannt die Klagemauer. Und um die ganze Szene herum sitzen die Mauerblümchen."
Einige EJ-Gruppen können auch auf Auftritte und Fahrten im Ausland zurückblicken. So z.B. die EJ-München in Brasilien und Belgien und die EJ-Stuttgart in Frankreich und Katalanien. EJ-Gruppen wie zum Beispiel München, Stuttgart, Ingolstadt sowie die Musikgruppen aus Heidelberg und Hirschhorn u.a. waren auch schon gefragte Gäste bei volkstümlichen Sendungen in Funk und Fernsehen. Bei zahlreichen Fahrten zu gemeinsamen Auftritten oder auch privaten Ausflügen ist es selbstverständlich, daß besondere Erlebnisse und daraus entstandene gerne erzählte Anekdoten nicht ausbleiben. So erzählt man z.B. in Münchner Alt-EJ-Kreisen von der Fahrt zum Nordgautag 1962 nach Tirschenreuth. Nach einer Rüge des damaligen Gruppenleiters von München und Landesjugendführers von Bayern - beides damals Ernst Schneider (München) - an einem Boum der Gruppe, weil er seine Trachtenhose zu Hause vergessen hatte, mußte auch jener Gruppen- und Landesführer feststellen, daß auch seine Trachtenhose nicht auf dem Weg nach Tirschenreuth war. Noch heute wird bestätigt, daß die Schadenfreude keine geringe war.
Ein weiterer Glanzpunkt in der EJ-Geschichte war auch der Sudetendeutsche Tag in Wien 1983. EJ-Gruppen aus Heidelberg, Stuttgart und München, mit zusammen 25 Tanzpaaren, repräsentierten die Egerländer beim Volkstumsabend der Sudetendeutschen Jugend in der Wiener Stadthalle vor 16.000 Gästen.
Einzigartiges ist der Bundesjugendführung der Egerland-Jugend, unter der Leitung von Günther Müller (Bad Homburg), mit der Errichtung des Buchdienstes der Egerland-Jugend gelungen. Dieser Buchdienst umfaßt nahezu alles lesenswerte und interessante über Geschichte, Vertreibung und Kultur der Sudetendeutschen - insbesondere natürlich der Egerländer.
Die Egerland-Jugend beschränkte sich aber nie darauf bestehende bzw. überlieferte Tänze und Lieder zu pflegen, sondern sie schuf auch allerhand Neues. Bei den Neuschöpfungen im Volkstanzbereich taten sich hier bisher besonders die Gruppen aus Offenbach, München und Ingolstadt hervor.
Auf dem Gebiet der Instrumentalgruppen oder der Volksmusik hat die Egerland-Jugend im Laufe der 45 Jahre einiges Hörenswerte erlebt. Einige Musikanten waren so erfolgreich, daß es sogar bis hin zu Schallplattenaufnahmen und Fernsehauftritten reichte. Wiederum andere Musikanten hatten den Willen und den Mut Egerländer Volksmusik zu pflegen, scheiterten aber an fehlender eigener Musikalität. Bei den ersteren wären da noch vielen in Erinnerung: die EgerländerBlasmusikSulzbach-Rosenberg, die EgerländerDudelsackmusik Heidelberg, die Egerländer DudelsackmusikMarktredwitz, die Egerländer Familienmusik Hess aus Hirschhorn, das Jugendblasorchester der EJ-Bad Brambach und neuerdings die Egerländer Blasmusik aus Geretsried und Bubenreuth.
Die junggebliebenen Egerländer, d.h. die ehemals aktiven EJ`ler haben im Landesverband Hessen etwas besonders wertvolles vollbracht. Auf Initiativen von Gerlinde Kegel (geb. Ortmann), Karl Huyer und Horst Unterstab - alle hessische Landesjugendführer a.D. - wurde 1985 erstmals ein großes Ehemaligentreffen der EJ-Hessen im DJO-Landesheim in Rodholz/Rhön organisiert. Ein freies Wochenende im Zeichen des Egerländer Volkstanzes und des Volksliedes sowie nicht zuletzt der "alten Zeiten" wegen war schnell gefunden. Diese Treffen werden bis heute mit einer Teilnehmerzahl von bis zu 35 Personen durchgeführt Teilnehmer sind EJ`ler der ersten Stunde sowie der 70er und 80er Jahre.
Nach der "sanften Revolution" 1989 in Mitteldeutschland gründete sich dort die erste Egerland-Jugend am 7.September 1991 in Bad Brambach im Elsterland. Diese Gruppengründung ist in hohem Maße auch ein Verdienst der EJ aus Braunfels (Hessen) die bewußt partnerschaftlichen Kontakt zu einer Volkstanzgruppe im Vogtland oder im Erzgebirge suchte. Auf eine diesbezügliche Zeitungsanzeige der Braunfelser antwortete das Jugendblasorchester Bad Brambach. Seit der Gründungsfeier im Herbst 1991 besteht auch eine offizielle Patenschaft der EJ-Braunfels zur neuen EJ-Bad Brambach.
Eine weitere große Aufgabe der EJ-Bundesführung ist seit Mitte der achtziger Jahre die Bewirtung der Gäste bei den traditionellen Egerlandtagen in Marktredwitz geworden.
Von 1989-93 fanden auf Initiative von dem damaligen Landeswartes für Egerländer Volksmusik des BdEG Baden-Württemberg Erich Baumann (Heidelberg) und den Musikanten der Egerländer Familienmusik Hess (Hirschhorn) Musikantenfreizeiten in Ehningen bei Böblingen statt. Bei diesen Freizeiten stand das musische in Gesang und Musik aus dem Egerland im Vordergrund. Einen unvergeßlichen Rahmen gab der Veranstaltung das Osterbrauchtum, das man über die Osterfeiertage pflegte. Am nächtlichen Ostersamtag war der Kirchgang in Ehningen angesagt, bei dem die musikalischen Egerländer auch den Gottesdienst mitgestalteten. Leider ist diese Freizeit, die jedes Jahr zu Ostern stattfand, nur ein Jahr nach dem Tode unseres Erichs auch gestorben.
Nach dem Fall des "Eisernen Vorhangs" und laut Artikel 30 des Deutsch-Tschechischen Nachbarschaftsvertrages von 1992 wurde möglich, was der EJ schon länger am Herzen lag: die Pflege bzw. den Erhalt von Kulturdenkmälern und Egerländer Friedhöfen. Da der Erhalt von Egerländer Kulturdenkmälern für die EJ zu aufwendig und kostspielig ist, verlegte man sich 1991 unter der Leitung von Bundesjugendführer Dieter Markgraf auf die Friedhofspflege. Ausgesucht wurde der Klosterfriedhof des Stiftes Tepl, der wie man erfahren mußte, in einem erbärmlichen Zustand war. Der erste Arbeitseinsatz im Mai 1991 war eine nahezu beispiellose Schinderei. 2-3 Meter hohes Gras und Gestrüpp hatten den Friedhof nicht als einen solchen erkennen lassen, wäre da nicht in der Mitte das alles überragende schmiedeeiserne Kreuz gewesen. Mit Sensen und Rechen konnten wir in vier Tagen, von Hohenberg a.d. Eger aus operierend, nur die Hälfte des Friedhofes freilegen. Ein Jahr später konnten wir schon mit Motorsense, Stromaggregat, elektrischen Scheren und Rasenmähern aufwarten. Bundesvüarstäiha Seff Heil, der sich die Mithilfe nicht nehmen lies, war einigemale damit beschäftigt - da Elektrikermeister - die Elektrokabel der Scheren zu reparieren, welche von den Bedienern der Geräte bei Unachtsamkeit durchtrennt wurden. Seit der zweiten Aktion sind wir im Hospiz des Klosters untergebracht, was uns die tägliche Anfahrt sehr erleichtert. Schon nach drei Jahren Arbeit sah man, daß der Friedhof begehbar und auch ansehnlich ist. Bei manchem Gesprächen mit älteren Landsleuten wurden wir in unserer Arbeit bestätigt, wenn wir hörten, daß der Friedhof besucht wird und auch jemand ein vermißtes Grab entdeckte. Was unter Dieter Markgraf begann, von Bernhard Glaßl übernommen wurde, wird bis heute unter Führung des derzeitigen Bundesjugendführers Volker Jobst fortgeführt.
Die Bundestreffen der Egerland-Jugend
Die Bundesjugendtreffen sind, wenn man den Vergleich mit Jugendverbänden anderer landsmannschaftlichen Gliederungen anstellt, etwas herausragendes! Seit dem bereits erwähnten 1.Bundestreffen der Egerland-Jugend 1971 in Bubenreuth, wird bis heute jedes Jahr dieses Treffen mit Wettbewerben durchgeführt. Auch in diesen von der Bundesjugendführung organisierten Treffen ist die Egerlandverbundenheit der Egerländer erkennbar. Die bewährten Grundstrukturen der Veranstaltungen haben sich in den Jahren kaum verändert. Wettbewerbe in Singen, Tanzen, Heimatkunde, Mundart und Musik, Volkstumsabend mit einem Querschnitt der Arbeit der EJ, Gottesdienst und Offenes Tanzen und Singen für die Bevölkerung des Austragungsortes mit anschließender Siegerehrung. Rund um diese festen Bestandteile der Bundestreffen baut die Bundesjugendführung bei der Planung individuell noch ein Rahmenprogramm ein. Als besondere Höhepunkte solcher Rahmenprogramme wären zu nennen:
Besonders erwähnenswert ist auch der geistliche Beistand, den die Egerland-Jugend bei den Bundestreffen erfährt. Von 1971 bis 1985 begleitete der Abt des Stiftes Tepl, Dr.Wolfgang R.Böhm († 1985) die EJ und zelebrierte die Pontifikalmesse am Sonntag des Treffens. Nach dem Tod von Abt Böhm, der auch regelmäßiger Besucher von EJ-Freizeiten war, feierten wir mit Pater Norbert SchlegelOPräem (Brannenburg) ab 1986 bis heute die Gottesdienste.
Bei diesen Bundestreffen seit 1971, die ja einiges an Organisationstalent abverlangen, geht natürlich auch das eine oder andere im Vorfeld oder auch noch beim Treffen schief. So kann man in einem Bericht des 2.Bundestreffen der Egerland-Jugend in Kaufbeuren-Neugablonz folgendes lesen: "...in der folgenden Pause zwischen den Wettbewerben und dem Volktumsabend war für die Gruppen Zeit zum Ausruhen und zum Abendessen. In dieser knappen Zeit mußte nun EJ-Bundesführer Albert Reich die Programmfolge für den Volkstumsabend zusammenstellen. Was den Tag über in Stichworten notiert wurde, mußte nun noch verfaßt und kopiert werden. Tiefsinnig, ständig den Text des Abends vor sich hinsprechend - Mucksmäuschenstille im Raum - saß Albert Reich am Tisch; Walburga Steffan stenografierte und die Zeit verflog. Alles wurde ferngehalten um seinen Redefluß nicht zu hemmen. Kurz vor Beginn des Volkstumsabends verschwand Walburga Steffan im Schreibzimmer des Hotels, aus dem von Zeit zu Zeit ein reingeschriebenes Blatt gebracht wurde. Währenddessen hatten sich im Stadtsaal in Kaufbeuren die Gäste und EJ`ler versammelt und harrten mit Spannung des Kommenden. Seff Heil und Monika Lorenz, (Heidelberg) die in Abwesenheit des Bundesjugendführers die Ehrengäste begrüßten, wurden immer nervöser. Bereits kündigte sich ein neues Fiasko an. Hinter der Bühne probte die Kapelle ein neues Stück. Durch einen Regiefehler wurde der Vorhang aufgezogen: rauschender Beifall des Publikums, das nun dachte, der Abend fange an! Aber es folgte nichts! Der Einfall, daß die Kapelle so lange spielen sollte bis Albert Reich eintraf, war die Rettung. Eine viertel Stunde verspätet kam Albert Reich und er fand bei seiner Ansage ein humorvolles Publikum vor, das sich über die Improvisation sehr amüsierte und viel Verständnis zeigte, obwohl Reich vorerst nur die ersten drei Blätter des Programms mitbrachte. Walburga Steffan kopierte währenddessen im Hotel noch fleißig die restlichen Seiten. Nach den Grußworten der Ehrengäste waren dann auch noch die letzten Seiten der Rede eingetroffen und der Volkstumsabend konnte ohne weitere Zwischenfälle abgewickelt werden."
Ein anderes Beispiel zeigt auch, daß noch so gute Vorbereitung und Organisation vor einer Veranstaltung kein Garant für das reibungslose Gelingen ist. Unmittelbar vor Beginn des 14.Bundestreffens 1984 in Kempten ereilte den damaligen Bundesjugendführer Dieter Markgraf die Nachricht vom Einsturz des Treppenhauses einer von uns belegten Schule. Nun war guter Rat und schnelles Handeln gefragt. Beim 16.Bundestreffen 1986 in Geretsried sorgte Sturm und Regen für ein mittleres Chaos um die Verpflegungszelte. Im Großen und Ganzen kann die Bundesführung der EJ aber auf bisher 27 mehr oder weniger gelungene bis sehr schöne Bundestreffen mit besonderen Glanzpunkten zurück blicken.
Beim 25.Bundestreffen in Ditzingen 1995 konnte die Bundesführung im Rahmen des "Egerländer Notenbüchls" zwei verdiente und erfahrene "Alt-EJ`ler" für die Teilnahme an 25 Bundestreffen in Folge ehren. Dies waren der ehemalige Bundesjugendführer Dieter Markgraf und die langjährige Schriftführerin Sabine Müller (Bad Homburg).
An dieser Stelle loben wir auch die EJ-Gruppen aus Bad Homburg, Geretsried, Ingolstadt, Offenbach und Stuttgart für die häufigste Teilnahme an den Bundestreffen der Egerland-Jugend.
Publikationen der Egerland-Jugend
Der Förderpreis für Volkstumspflege der Sudetendeutschen Landsmannschaft wurde an zahlreiche Gruppen und Personen der Egerland-Jugend seit der Schaffung des Preises 1980 vergeben:
Beim Sudetendeutschen Tag 1972 in Stuttgart erhielt die Egerländer Sing- und Spielschar Stuttgart - unter der Leitung von Albert Reich -, in der auch die EJ-Stuttgart mitwirkte, den Volkstumspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft.
Der Förderpreis zum Kulturpreis "Johannes von Tepl" wird alljährlich vom Bund der Eghalanda Gmoin, dem Arbeitskreis-Egerländer-Kulturschaffender und dem Landschaftsrat Egerland vergeben:
Preisträger aus den Reihen der Egerland-Jugend sind bisher
Die Führungsmannschaften der Egerland-Jugend
Die Geschicke der Egerland-Jugend werden seit nunmehr über 60 Jahren an vorderster Spitze von nur zehn Bundesjugendführern im Laufe der Jahre bestimmt. Dies waren: