Mit erheblichem Wehmut verfasse ich diesen Abschlussbericht über eine langjährige Maßnahme der EJ, welche liebevoll kurz unter dem Arbeitstitel "FAT" (Friedhoftsaktion Tepl) geführt wurde.
in dieser Galerie
Das zentrale Friehofskreuz, dessen Christusfigur wir vor einigen Jahren mit einfachen Mittel entrostet und ihm einem neuen Anstrich versehen haben. Bild 1/5
Bundesjugendführer Volker Jobst und Richard Sulko (Vorsitzender des Bundes der Deutschen-Landschaft Egerland freuten sich über die neue Bildtafel, die noch so viel Ärger bereiten sollte. Bild 2/5
Die Kuppel der Gruft nach dem erneuten, Versuch weiteres Niederschlagswasser draußen zu halten. Bild 3/5
Die schönen Metallschindeln der Kuppel fliegen bei jedem größeren Sturm weg und lassen Wasser in die Dachkonstruktion eindringen. Bild 4/5
Auch dieses Jahr stießen wir auf mutwillig umgestoßene Grabmäler. Bild 5/5 |
Vom 17.-20. Mai 2007 trafen sich wieder Mitglieder der Egerland-Jugend, des Bundes der Deutschen - Landschaft Egerland - und der befreundeten Folkloregruppe Marijanek am Mittag des Feiertages "Christi Himmelfahrt", um sich wie alle Jahre wieder einen ersten Weg durch das kniehoch gewachsene Gras zu schlagen. Erneut musste festgestellt werden, dass sich im zurückliegenden Jahr wohl niemand in positiver Art um den Friedhof gekümmert hat. In all den Jahren war es uns nicht gelungen, die Klosterverwaltung, die Tepler Gemeindeverwaltung oder den Heimatkreis Tepl-Petschau dazu zu bewegen, auch zwischen zwei Einsätzen der EJ Hand an die Pflege des Friedhofes zu legen. Im Gegenteil, wir konnten erneut feststellen, dass im Vorjahr aufgerichtete Grabsteine in Reihen wieder umgeworfen wurden und so auch zu unserem Frust beigetragen wurde.
Da alle an der diesjährigen FAT beteiligten Personen - einige waren nahezu jedes Mal dabei - wussten, dass wir vermutlich das letzte Mal diese Arbeit verrichten würden, machte sich bei jedem zu verschiedenen Zeitpunkten eine gewisse Wehmut breit. Wem haben wir mit diesen Einsätzen an diesem alt ehrwürdigen Ort eigentlich wirklich gedient und Freude bereitet? Meine eigenen Gefühle und Erfahrungen sagen mir, dass wir uns selbst einen großen Dienst erwiesen haben, da wir seit 1991 der Heimat unserer Vorfahren im Zuge der FAT sehr viel näher gekommen sind und die Schönheit des Tepler Hochlandes kennenlernen durften. Als zweites sind wir uns einig, dass uns die Toten in den Gräbern Jahr für Jahr erwartet haben, da wir die einzigen waren, die ihre letzten Ruhestätten rodeten und in den letzten Jahren regelrecht pflegten. Landsmann Richard Sulko war es, der in seinen schönen Berichten über die FAT gar Geschichten aus den Grabsteininschriften las und zu Papier brachte. Auch dieses Jahr schreibt er dramatisch aber wahrheitsgemäß und sehr zeitnah auf seiner Homepage unter www.egerlaender.cz.
Zum Abschluss der nun seit 17 Jahren andauernden Aktion machte ich mir nach Absprache mit der Bundesjugendführung und Richard Sulko die Mühe, eine Tafel mit Bildern zu erstellen, die bildhaft zeigen sollte, was die Teplfahrer in 17 Jahren hier verbessert oder zumindest erhalten haben. Die Tafel (DIN-A3) enthält neben 10 aussagekräftigen Bildern auch den Dank an Sponsoren und Förderer der FAT.
Da ich der Ansicht war, dass die neue Tafel am Friedhof selbst nicht gut angebracht wäre, bat ich Richard kurzfristig mit der Klosterverwaltung die Placierung im Kloster zu besprechen. Die Anbringung der Tafel im Flur zu Beginn der Klosterführung wurde besprochen. Als wir dann am Samstagmittag mit Wasserwaage, Bohrmaschine, Verlängerungskabel und besagter Tafel im Klosterbüro anrückten, ging das Geschrei einer Klosterkassenangestellten auch schon los. "Die Wand dürfe durch Bohrungen nicht beschädigt werden!" Wer den momentanen Zustand der Klosteranlage kennt, weiß, dass hier vier Bohrungen keinen weiteren Verfall bedeuten würden. Auch der inzwischen herbei geeilte Klosterbruder Pater Marian disqualifizierte sich mit der Aussage: "Nutzen sie bitte vorhandene Haken und befestigen sie die Tafel mit Draht daran". Nachdem Richard Sulko und meine Wenigkeit nachdrücklich auf Pater Marian einredeten – ich war kurz davor die Tafel wieder einzupacken – lies er die Bohrungen zur Befestigung zu. Die Befestigung war von der tafelherstellenden Geretsrieder Firma professionell mit Abstandshaltern und Abdeckschrauben aus Edelstahl ausgestattet.
So wurde die Tafel aufgehängt und reichlich frustriert beschlossen wir, den Rest des Tages mit dem Besuch von Bad Königswart und Marienbad zu verbringen. Einzig die Mitglieder vom Bund der Deutschen verblieben auf dem Friedhof und legten noch manche Gräber mit Blumen und Kerzen an. Der Besuch von Bad Königswart und Marienbad war bei Kaiserwetter eine nette Ablenkung vom Ärger in Tepl.
Das herrliche Wetter war ein schönes meteorologisches Abschiedsgeschenk des Egerlandes an uns, die wir doch in den letzten drei Jahren erbärmlich froren und bei Regen die Arbeiten am Friedhof verrichteten.
Als wir uns gegenseitig am Sonntag früh nach einem letzten Gang über den Friedhof verabschiedeten und uns ein gesundes Wiedersehen in Augsburg beim Sudetendeutschen Tag oder beim Bundestreffen in Rauenberg wünschten, sah der Friedhof erneut "ordentlich" aus. Das hohe Gras war weg, das Kuppeldach der Gruft erneut mit Dachpappe abgedichtet, ein umgestürzter Baum zwischen den Gräbern entfernt und ein beschädigter Baum war gefällt. Ach so, die Tafel hing ja auch!
Die Odyssee um die kleine Bildtafel sollte aber noch kein Ende gefunden haben! Am 3. Juni erreichte mich die Nachricht von Richard Sulko, dass Pater Augustin die Tafel wieder abhängen lies. Er bedankte sich lapidar bei Richard für unser Engagement in den 17 Jahren und versuchte eine Begründung für die Demontage der Tafel zu liefern.
Begründung: Es würde bei den tschechischen Besuchern des Klosters als Provokation empfunden, dass auf der Tafel die Texte erst auf Deutsch und erst als zweites auf Tschechisch gestaltet sind. Wenn überhaupt, dürfe die Tafel am Friedhof angebracht werden.
Als Verantwortlicher der FAT und Bundesjugendführer der EJ bestand ich darauf, dass entweder ein Platz an den Eingangssäulen des Friedhofes gefunden wird oder ich die Bildtafel wieder an mich nehme. Undankbarkeit und die nicht vorhandene Wertschätzung unserer Arbeit wäre somit seitens der Klosterverwaltung gezeigt.
Bis zu Redaktionsschluss war noch keine der beiden Varianten herbeigeführt worden. Ich werde aber weiterhin darüber berichten.
Als Egerland-Jugend werden wir sehen, ob wir uns trotz knapper Personaldecke einem neuen Projekt in der Heimat unserer Vorfahren zuwenden werden. Vorschläge und Gedanken hierzu liegen bereits vor. Ziel muss aber sein, dass das Engagement nachhaltig ist und der Kostenaufwand hierfür überschaubar bleibt.
Gedankt sei an dieser Stelle allen Teilnehmern an 17 Friedhofsplegeaktionen und Jugendbegegnungen, den Initiatoren der Maßnahme aus 1991 Pater Norbert Schlegel, Seff Heil, Dieter Markgraf und Bernhard Glaßl. Besonderer Dank gilt der Familie Richard Sulko, die seit der Gründung des Bundes der Deutschen - Landschaft Egerland - die FAT mit sehr viel Engagement und Herzblut mit getragen hat. Weiter stand Karl-Heinz Seufferle aus Wasseralfingen wie eine deutsche Eiche bei Wind und Wetter während der FAT am Friedhof und tat was getan werden musste. Unser vor 10 Monaten verstorbener Bundesvüarstäiha Günther Müller unterstütze stets die Arbeit der EJ, so auch sehr konsequent unsere Aufgabe in Tepl. Er demonstrierte dies regelmäßig durch seine Besuche mit seiner Frau Sabine und er bestätigte uns immer wieder darin, dass er zur Egerland-Jugend und die Egerland-Jugend zu ihm gehöre.
Die stimmungsvollen Abende bei Kaminfeuer, Egerländer Liedern, manchmal auch Volkstanz und manchen leckeren böhmischen Schmankerln werden mir und den anderen fehlen!
Volker Jobst