Die Egerländer Gmoi z`Geretsried war heuer die erste Gmoi, welche bereits zum dritten Mal Gastgeber für die Egerland-Jugend (EJ) war. Nach erfolgreichen Bundestreffen 1986 und 1997 entschied sich die Bundesjugendführung erneut 2009, die Gmoi um ihre Gastfreundschaft zu bitten.
Nachdem die Jugendführung bei der Gmoi offene Türen einrannte und die Stadtverwaltung auch sofort ihre Unterstützung zusagte, konnte bereits im September 2008 mit der Detailplanung begonnen werden.
Als Schirmherr konnte der Europaabgeordnete und Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bernd Posselt gewonnen werden. Bernd Posselt war bei seiner Festansprache beim Volkstumsabend „Egerländer Notenbüchl“ auch voll des Lobes über die Egerländer im Allgemeinen und die Egerland-Jugend im Besonderen. Bernd Posselt spannte in seiner kurzen Rede den Bogen von der Egerland-Jugend über die Stadt und Gmoi Geretsried, Europapolitik, die SL und wieder zurück zur Egerland-Jugend. Zum Schluss seiner Ausführungen stand die erfreuliche Ankündigung, dass die Kindergruppe der Gmoi Geretsried im Oktober 2009 den „Förderpreis für Volkstumspflege der Sudetendeutschen Landsmannschaft“ erhält.
Begonnen hat das 39. Bundestreffen der EJ allerdings schon weit vor der Rede des Schirmherren, nämlich bereits am Tag zuvor mit der Anreise der Gruppen am Freitagabend.
Wegen der oft räumlich großen Entfernungen der teilnehmenden EJ-Gruppen zum Austragungsort, kam es eben auch dieses Jahr zu sehr späten Ankunftszeiten, vor allem der mittelhessischen Gruppen, in Geretsried. Dank der meist aber guten Stimmung in den Reisebussen wurden die Fahrzeiten von bis zu 7 Stunden relativ kurzweilig verbracht.
Für die bereits anwesenden Mitglieder der Bundesjugendführung, des Bundes- und Landesvorstandes, des Geretsrieder Gmoirouts, EJ-Gruppenleiter und einige weitere Ehrengäste, begann das Treffen bereits am Freitagnachmittag mit einem Empfang der Stadt Geretsried im Rathaus. Im Namen der Stadt Geretsried begrüßte hier der 3.Bürgermeister Herr Robert Lug, stellvertretend für die im Kurzurlaub befindliche Bürgermeisterin Frau Cornelia Irmer.
In seiner Ansprache ging Herr Lug u.a. auf die Entwicklung seiner Stadt der Nachkriegszeit ein, in der ja die Gemeinde Geretsried eigentlich auch erst, nach dem Eintreffen der deutschen Heimatvertriebenen, gegründet wurde. Damals eben auch schon von dem heimatvertriebenen und dann gewählten Bürgermeisters Karl-Lederer aus Graslitz.
Zusammen mit Kaufbeuren-Neugablonz, Neutraubling, Traunreut und Waldkraiburg ist Geretsried eine der bayerischen Vertriebenenstädte mit vergleichbarer Kriegs- und Nachkriegsgeschichte.
Im Anschluss an den Empfang bot es sich an, eine Ausstellungseröffnung – ebenfalls im Rathaus – zu besuchen, welche sich mit dem „Lagerbrand 1949“ befasst. Dieser Lagerbrand, bei dem die Unterkunftsbaracken der Heimatvertriebenen in Brand gerieten, war der traurige Anlass, in Geretsried mit den ersten Siedlungsbauten der Nachkriegszeit zu beginnen. Ebenfalls konnten die interessierten Gäste auch noch das Heimatmuseum der Stadt besichtigen, worin die Egerländer Gmoi einen nicht unbeträchtlichen Anteil hält.
Der Samstag des Treffens begann traditionsgemäß um 9.00 Uhr mit der eigentlichen Eröffnung und Begrüßung der Gruppen und Gäste durch den gastgebenden Gmoivüarstäiha Helmut Hahn und den Bundesjugendführer Volker Jobst. Zunächst wurden die angemeldeten Ehrengäste und dann die anwesenden EJ-Gruppen zum 39. Bundestreffen der Egerland-Jugend herzlich begrüßt. Von den Ehrengästen hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits eingefunden: Alfred Baumgartner mit Frau (stellv. Bundesvüarstäiha), Bernhard Glaßl mit Frau (hessischer Landesvüarstäiha), Horst Rödl mit Frau und Harald Wenig (beide baden-württemberische stellv. Landesvüarstäiha), Karl-Heinz Spiegl (bayerischer stellv. Landesvüarstäiha), Elke Trübswetter (Bundestrachtenwartin), Erich Wetzka mit Frau (Bundeslichtbildner) und Dr. Egon Ziegler mit Frau (stellv. Bundesschreiber).
Doch bevor Silke Trübswetter mit der Durchführung der musischen Wettbewerbe begann, bat Bundesjugendführer Volker Jobst alle Anwesenden sich für ein Totengedenken von den Plätzen zu erheben. Im Mai d.J. starb völlig unerwartet im Alter von nur 23 Jahren das geretsrieder Måidl Sandra Sacher. Sandra war eine sehr lebensfrohe junge Frau und ein überaus engagiertes Mitglied der EJ-Geretsried. Die Gemeinschaft der Egerland-Jugend wird Sandra ein ehrendes Gedenken bewahren.
Parallel zu den laufenden musischen Wettbewerben fanden noch die Trachtenschau der Bundestrachtenbeauftragten (Elke Trübswetter, Maria Jobst und Henny Hlawatsch) und die Disziplin der Mundartecke unter der Leitung von Bernhard Glaßl statt.
Am Nachmittag waren die Kinder- und Schülergruppen mit den meisten Wettbewerben durch, so dass sie an freiem Basteln mit der Familie Ingrid Deistler (aus Kalchreuth) teilnehmen konnten. Hier wurden Huasnoadaudara aus Kupferfolie gestaltet oder mit Brennkolben in Holzscheiben gebrannt. Herzlichen Dank für diesen Einsatz noch an Ingrid, Irmgard und Gerald Deistler.
Ebenfalls am Nachmittag wurde von Mouhm Renate Kolb aus Hessen das Kinder-Hörbuch „Der Apfelbaum“ vorgestellt. Dieses Werk erzählt kindgerecht von der Vertreibung aus dem Egerland. Ein ansehnlicher Stuhlkreis mit kleinen EJ`lern und einigen lauschenden Erwachsenen hatte sich hierfür in einem abgetrennten Raum eingefunden.
Die Mouhmen Schwägerl und Alpers aus Geretsried standen Stunden zur Verfügung, um den weiblichen Trachtenträgerinnen Möglichkeiten aufzuzeigen, lange Haare zu frisieren die dann stilsicher zu den Trachten passten.
Der verbleibende Samstagnachmittag wurde nun von den Juryleitern zur Auswertung der Wettbewerbe und von den Teilnehmern zur Kaffeepause mit guten Gesprächen genutzt. Nicht wenige unverwüstliche spielten mit ihren Musikinstrumenten in der freien Zeit locker auf und brachten so weitere zum Tanzen und Singen; ganz frei von Wertungsrichtlinien und Tanzbeschreibungen.
Zum „Egerländer Notenbüchl“ am Samstagabend konnte Volker Jobst noch zahlreiche weitere wichtige Gäste der EJ begrüßen. Die Bürgermeisterin Frau Cornelia Irmer mit Mann, Herr Florian Streibl, MdL, Pfarrer Prof. Dr. Heckel, Delegationen der SL, der Siebenbürger Sachsen, von den Ungarndeutschen und vom Arbeitskreis Historisches Geretsried. Erfreulich war auch der zahlreiche Besuch von Geretsrieder Stadträten und der Besuch von vielen Egerländer Gmoin u.a. aus Ditzingen, Wasseralfingen, München, Ingolstadt, Braunfels, Hungen, Wendlingen, Marktredwitz und – dies sei besonders hervorgehoben – eine starke Abordnung der Gmoi Stuttgart mit 26 Personen.
Durch das Programm führten die Geretsrieder Lokalmatadoren Ingrid und Roland Hammerschmied, die durch ihr Wirken in der Gmoi und ihr kulturelles Engagement in Geretsried, und darüber hinaus, einen sehr hohen Bekanntheitsgrad genießen.
Alle anwesenden Gruppen der Egerland-Jugend füllten diesen Abend mit ihren Darbietungen aus und wurden musikalisch vorbildlich von der Familienmusik Hess aus Hirschhorn und der Geretsrieder Bunkerblasmusik eingebettet. Vielen Dank an dieser Stelle, allen Musikern der EJ für ihren Einsatz, dass ein solcher Volkstumsabend musikalisch so völlig „handgemacht“ über die Bühne geht!
Das „Egerländer Notenbüchl“ stand heuer unter dem Thema „Handwerk im Egerland“. Hierzu wussten Ingrid und Roland allerhand wissenswertes und auch skurriles zu erzählen. Immer wieder eingerahmt von musischen Beiträgen der Egerland-Jugend. So kam letztlich ein Programm von über 2 Stunden – ohne Pause – zusammen.
Die EJ`lerinnen Anne-Kathrin Pfeil aus der EJ-Braunfels und Anja Jobst aus der EJ-Stuttgart erhielten aus den Händen der stellv. Bundesjugendführerin Christina Diederichs an diesem Abend auch noch die Ehrennadel der Egerland-Jugend. Diese Nadel wird für Verdienste junger Menschen für die EJ und zur weiteren Motivation vergeben. Herzlichen Glückwunsch!
Im Anschluss an den Volkstumsabend zogen die EJ und einige ihrer Gäste, mit Fackeln in Händen, in einem ordentlichen Zug von den Ratsstuben zur Adalbert-Stifter-Schule, in der die Egerland-Jugend über das Wochenende Quartier bezogen hatte.
In der Schule angekommen wurde zunächst der erste Durst gestillt, etwas gegessen und dann bereits schon wieder zu selbst gemachter Musik eifrig getanzt. So ging es wie gewohnt wieder bis tief in die Nacht hinein.
Der Gottesdienst am Sonntag ist seit 1986 für gewöhnlich ganz in der Hand von unserem Pater und Freund Norbert Schlegel, dem Visitator für die sudetendeutsche Volksgruppe. Leider musste Pater Norbert dieses Jahr aber leider aus gesundheitlichen Gründen der EJ absagen, was diese sehr bedauerte. Die Teilnehmer des Treffens haben für ihn eine Grußbotschaft verfasst und diese mit den besten Wünschen nach Brannenburg gesendet. Dies ebenso auch dem erkrankten bayerischen Landesvüarstäiha Ernst Schneider.
Den Gottesdienst leitete der überaus freundliche und aufgeschlossene Gemeindepfarrer der „Heiligen Familie“ Pfarrer Martin Chen aus Geretsried. Der Rest des Gottesdienstes war wie gewohnt wieder fest in egerländer Hand. Die EJ stellte Ministranten, den Lektor, den Organisten und den Chor mit rd. 40 Sängern und Sängerinnen. Es war ein schöner Gottesdienst mit Fahneneinzug und auch hier mit dem Gedenken an die verstorbene Sandra Sacher. Einzig die immer wieder zündende Predigt von unserem Pater fehlte.
Schön und würdig war ein geschlossener Zug der Kirchgänger von der Kirche hinüber zum Rathaus, vor dem das „Offene Tanzen und Singen der Egerland-Jugend“ stattfand. Die Geretsrieder Bunkerblasmusik marschierte in gleißender Sonnen voraus und der Tross mit Fahnen und bunten Trachten hinterher.
Vor dem Rathaus angekommen begrüßte Christina Diederichs die Zaungäste der Geretsrieder Bevölkerung. Allen voran konnte der bereits zum Gottesdienst anwesende Landrat Josef Niedermaier und die Bürgermeisterin Cornelia Irmer begrüßt werden. Die Helfer aus der Gmoi karrten Kaltgetränke auf den sonnenüberfluteten Karl-Lederer-Platz, welche vermutlich bei manchen genau zur rechten Zeit kamen.
Nachdem die Gruppen der EJ der Bevölkerung die Pflichttänze und Pflichtlieder des Vortages zeigten, musste sich die Gesellschaft wegen der aufziehenden Schlechtwetterfront in das Foyer des Rathauses zurückziehen. Dort vollzog Christina weiter die Siegerehrung der Wettbewerbe, welche von allen schon mit Spannung erwartet wurde. Es war, bedingt durch die Enge des Rathausfoyers, eine heimelige Atmosphäre, welche sogar positiv für die Stimmung untereinander war.
Die Freude über die meist erfolgreichen Platzierungen war groß, denn zum Glück sind die meisten Teilnehmer mit dem Olympischen Gedanken: „Dabei sein ist alles!“ nach Geretsried gereist.
Bundesjugendführer Volker Jobst beschloss nach der Siegerehrung offiziell das 39. Bundestreffen der EJ und lud bereits zum 40. Treffen am 18.-20. Juni 2010 nach Ditzingen ein.
Zum Mittagessen und zum Einpacken wurde nun wieder die Adalbert-Stifter-Schule aufgesucht, von wo es dann die Teilnehmer wieder zurück an ihre Arbeitsplätze, zu ihren Familien und auch an die Schulbänke zog.
An dieser Stelle sei noch Angela Heinz, Erich Wetzka und Claus Wittmann aus Ingolstadt gedankt, welche die Geschehnisse dieses Treffens in rd.1.200 Fotos digital fest hielten.
Die letzten Zeilen dieses Berichtes beinhalten den überaus herzlichen Dank an die Egerländer Gmoi z`Geretsried, für die fantastische Vorbereitung und Durchführung des Wochenendes sowie für die Herzlichkeit mit der alle in hier empfangen und versorgt wurden.